10. November 1870 - Zur Beförderung der Anbauung der
bei Bernburg in so prächtiger Lage befindlichen Höhen mit ansprechenden Landhäusern, soll zunächst der an der kleinen Aue zwischen
der Krumbholzchaussee und der von Waldau nach dem Parforcehause führenden Straße, belegene herrschaftliche Weinberg in Parcellen von 2 - 2 1/2 Morgen für den erwähnten Zweck veräußert
werden.
1871 In hiesiger Feldmark, in der Gegend das Parforcehausee bei Aderstedt etc. sind seit einigen Tagen
Ingenieure und Feldmesser mit Arbeitspersonal erschienen, um für die auch
einen Theil des anhaltischen Gebietes durchschneidende, neu projectirte Bahn Berlin-Frankfurt mit der Nivellierungsarbeit vorzugehen.
6. Juli 1871 Das Betreten des zwischen der Chaussee
nach dem Parforcehause und dem Herzoglichen Weinberge belegenen von Siegsfeld'schen Busches wird hiermit bei einer -Strafe von 15Sgr. bis 1 Thlr: verboten.
16. April 1872 Vom hiesigen
Männer-Turnvereine ist bei dem Handwerkervereine der Antrag gestellt wurden, beide Vereine zu vereinen. Der Herrschaftliche Lagerplatz am Parforcehaus wird auf die Zeit vom
1. April bis 1878 für den jährlichen
Preis von 350 Thlr. an Einwohner des
Dorfes Aderstedt verpachtet.
6. Juni 1872 Der Verschönerungs-Vereins-Vorst and hat seit Pfingsten viel gewirkt. Die neuen geschmackvollen Bänke
sind an den passendsten Stellen placirt. Auch
der neue Weg vom israelitischen Friedhofs nach dem Parforcehause verspricht eine der schönsten Parthien Bernburgs zu werden, da er
5 bis 6 verschiedene schöne Fernsichten bietet. Zum Herbste steht aber noch eine Hauptausgabe bevor: der Ankauf und die Pflanzung von Zierbäumen und blühendem Gesträuche.
10. Januar 1874 Wahlbezirke für die Wahl eines Abgeordneten zum Reichstage. I. Dieser Wahlbezirk umfaßt den östlichen Theil
der Bergstadt: Saalplatz, Freiheit, Kugelweg, Wilhelmstraße, die Einsiedelgassen, Lange
Straße, Cöthensche Straße, Carl-, Linden-, August-, Hallesche-, Neue-, Stein- und Roschwitzer Straße, Carlsplatz, Kirchweg Nr. 1, 2,
3, 10, 11, Hallesche Chaussee, am Zepziger Wege, Vorwerk Gnetsch, Peißensche Chaussee und Wärterhaus, alte und neue
Eisenbahn, Café Anhalt, endlich die Fabriken von Teichmüller, Keßler & Sohn, Siedersleben & Co., Becker & Co., Rolle & Weise und G.
Gottschalk. II. Dieser Wahlbezirk umfaßt den westlichen Theil der Bergstadt und zwar: Alle übrigen auf dem rechten Saalufer belegenen, zur Stadt Bernburg gehörigen Häuser und auswärtigen Etablissements. III. Dieser Wahlbezirk umfaßt die Altstadt und
sämmtliche auf dem linken Saalufer liegende, zur Stadt Bernburg gehörigen auswärtigen Etablissements, incl. des Parforcehauses, nur mit Ausschluß
der Fricke'schen Restauration. IV. Dieser Wahlbezirk umfaßt die Neustadt. V. Dieser Wahlbezirk umfaßt
die Vorstadt Waldau.
25. April 1874 Nördlich von unserer Stadt erhebt sich der unter den Namen "Weinberg" bekannte Höhenrücken, welcher östlich
Nahe der Saale beginnend, sich bis an der Parforcehaus hinzieht und überall eine herrliche Aussicht auf Bernburg und das Saalethal gewährt. Der westliche, nach dem Parforcehaus zu auslaufende
Theil wurde vor einigen Jahren schon zum Bau von Villen von Herzogl. Regierung zum Verkauf
gestellt, aber kein Liebhaber fand sich hierzu.
Jetzt erfahren wird, daß von einem Anhaltiner und einem Berliner vor
einigen Tagen zwei Plätze erstanden sind, auf
denen noch in diesem Sommer Villen uns Parks resp. Gartenanlangen entstehen werden. Der Morgen Land
soll mit 450 Thlr. bezahlt worden sein. Ganz andere Preise werden für Bauplätze im Oster der Stadt
bezahlt. An der Cöthenschen Chaussee kostet der
Morgen 1500 Thrl. an der Auguststraße 1200 Thlr. An der ersteren Straße sine neuerdings
zwei Pläne verkauft (einer davon 6 Morgen groß) und wird auf denselben demnächst mit dem Bau von Wohnhäusern begonnen werden. So wächst unsere Stadt
alljährlich nicht unbeträchtlich; nach angestellten Berechnungen werden in diesem Jahre allein gegen 30 neune Häuser gebaute werden. In der
That sehr erfreulich.
8. September 1876 Wegen Pflasterung einem Theiles der Straße zwischen dem Parforcehause und Bernburg wird diese
Straßenstrecke für die Fahrpassage bis auf Weiteres hierdurch gesperrt und dieselbe über Waldau gewiesen.
18. Februar 1877 Von einem
Bewohner Adersedts war eine Wette eingegangen, von
der Krumbholzstraße aus bis zum Parforcehaus die Strecke hin und zurück
mittels eines Velecipodes in 20 Minuten zurückzulegen, durch die im Krumbholz noch bestehende Flut mitten hindurch. Der Wettende hatte jedoch
verloren, da er unterwegs vielleicht in eins der Löcher geriet und mit seinem zweirädrigen Fahrzeuge Schiffbruch erlitt, so dass er stark durchnässt den Rückweg antreten musste.
1. Januar 1879
Wilhelm Ohlhoff übernimmt das Parforcehaus, Fritz Welz übernimmt Hotel Saupe.
29. Juni 1880 Bernburg-Cönnern und Bernburg-Calbe, zunächst für Vergnügungstouren, denen sich auch regelmäßiger Personenund Güter- ev. Gepäckverkehr anschließen sollte. Auch Kahnschleppdienst könne
durchgeführt werden. Zusammen mit den Bernburger Unternehmern und Kaufleuten Rienecker, Söhns und Plötz hatte
Huss den Schraubendampfer MERKUR angemietet. Am 8. August kündigte der "Dampfschifffahrtsverein
Bernburg" die Aufnahme der Fahrten für diesen Tag an. die Merkur fuhr im halbstündigen Pendelverkehr zum Parforcehaus. Da aber der erhoffte Erfolg ausblieb, kam ein Ankauf
der Merkur nicht zustande. Erst ab 1894
lässt sich regelmäßiger Fahrgastverkehr nachweisen.
1897 Eine besondere Belustigung hat der Wirt des Parforcehauses für die bei ihm verkehrende Jugend bis zu 16 resp. 18
Jahren dadurch geschaffen, daß er auf dem
an seinem Gartenlokal anstoßenden Feldgrundstück für die
Sommersaison einen kleinen „Hippodrom“ eingerichtet hat.
1905 Das hiesige Restaurant zum Parforcehaus am Einfluß der Wipper in die Saale feiert auch jetzt sein Jubiläum, es wurde im
Jahre 1725, also vor 180 Jahren als Jägerhaus vom Fürsten Victor Friedrich (regierte von 1721-1765) erbaut und am 1. November desselben Jahres gelegentlich einer großen Jagd eingeweiht.
1920 Ein größeres Schadenfeuer legte vergangene Nacht die Scheune, Stallungen und
Nebengebäude des Gartenlokals „Hubertusgarten“ (Parforcehaus“ in Asche. Das
Feuer wurde gegen ½ 1 Uhr von vorübergehenden Leuten bemerkt und der Besitzer des
Grundstückes von ihnen geweckt. Viel war jedoch nicht mehr zu retten, die Scheune und Stallungen brannten mit den Heu- und Strohvorräten völlig nieder.