1716 entstand an der Wippermündung, an der königlich-preußischen Kohlenniederlage, ein fürstlich anhaltischer Gasthof, indem später ein Schankraum eingerichtet
wurde. Das Haus diente auch als Verhandlungsstätte und Ausflugsziel Viktor Friedrichs. Der erste Gastwirt ist der Kohlenfaktor des Wettiner Werkes, Friedrich Beyer.
Zu dieser Zeit legten auch dänische Truppen zwischen Gasthaus und Wipperbrücke längere Rast ein, sie befanden sich gerade auf dem Durchzug nach Süddeutschland. An
ihrem Erscheinen nimmt die Bevölkerung lebhaften Anteil; so bildet sich der Name "Dänisches Lager", der kurz darauf auch Amtsfähigkeit
erlangt. Der idyllisch gelegene Gasthof wird während
der ersten Regierungsjahre Viktor Friedrichs gern als Verhandlungsort und Wanderziel gewählt.
1728 läuft der Vertrag über die Steinkohlenniederlage aus, vier Jahre vergehen, bis der Vertrag in alter
Form mit Wirkung vom 20. Juli 1730
erneuert wird, nach 12 Jahren unterbleibt aber eine
Erneuerung. Viktor Friedrich wünscht sich nichts sehnlicher,
als die Aufhebung der Kohlenniederlage, sie hindert die
Durchführung einer glanzvollen höfischen Veranstaltung: den Parforcejagden.
1728 lässt Fürst Victor Friedrich von Anhalt neben dem 1716/18 erbauten anhaltinischen Gasthaus an der Wippermündung das Parforcehaus errichten. Erstmals werden
1728 Parforcejagden des Fürsten abgehalten (bis 1752). Das vorhandene Gasthaus soll in Verbindung mit dem noch zu errichtenden Jagdhaus Treff- und Mittelpunkt der Parforcejagden sein. Zwar lässt
sich der preußische König von dem Unternehmen nicht so leicht überzeugen, trotzdem baut Viktor Friedrich 1728 ein Jagdhaus. Es ist sehr klein und bietet nur einem Junggesellen, dem Jäger
Wunderlich, Wohnraum. Dieser heiratet 1734 und bezieht eine Wohnung in Aderstedt. Bis 1742
baut der Fürst trotz der Nähe der
Wettiner Kohlen-Verkaufsstelle beide staatlichen Häuser weiter aus.
Bis 1752 sucht Viktor Friedrich Erholung in der Jagd. Beide Gebäude, das Gasthaus und das daneben befindliche Parforcehaus, stellen 1754 einen hohen Wert dar. Bis
1752, als die Parforcejagden in Anhalt-Bernburg aufhörten,
werden sie in gutem Zustand erhalten, dann verliert das Jagdhaus an Bedeutung und dient nur noch als
Fasanerie.
1742 werden beide Gebäude weiter ausgebaut und 1758 wird der Gasthof mit sämtlichen Gebäuden vom Fasanenjäger Schneider genutzt.
1758 wird der
Gasthof mit sämtlichen Gebäuden vom Fasanenjäger Schneider
genutzt. In der folgenden Zeit bleiben das Fasanenhaus und die Schankstätte dem fürstlichen Jäger
unterstellt. Nach Viktor Friedrichs Tode wird das
Gasthaus wiederum verpachtet, um die Ausgaben für die
Instandhaltung durch bare Einnahmen zu decken.
1765-1770 … / Fürst Victor Friedrich lässt das Gebäude im typisch-bernburgischen Barockstiel zu einem Haus für seine Parforcejagden aus- du umbauen. Allzu lange
hatte der Fürst allerdings keinen Gefallen an der Jagd; bereits
rund 15 Jahre nach
dem Umbau war das
ehemals fürstliche Parforcehaus als Gasthaus „Parforcehaus“
bekannt. Diesen Namen trägt das Haus bis heute; trotz verschiedener Aus- und Umbauten hat das Gebäude sein traditionelles Aussehen bis heute kaum verändert. / … / Schon sehr lange hatte die
Passage am alten Parforcehaus große Bedeutung. Hier mußten die Handelszüge Rasten und sich der Zollkontrolle unterziehen. / …
Am 8. Mai 1768 stirbt Johann Christian Gebhard, ein Schäfer und Pachtwirt des Parforcehauses, dessen Sohn übernimmt nun die Schankrechte.
Anfang 1780 pachtet
Andreas Lutter das Gasthaus. damit beginnt ein
neuer Aufschwung. Das Parforcehaus als Jagdhaus verschwindet, unter Parforcehaus versteht man nun das
Wohnhaus, die Scheune und die Ställe sowie das Kellergebäude.
Bald erfolgen Erweiterungen der Stallungen. Unter Lutter genießt das Haus einen
guten Ruf und zieht
viele Liebhaber an, die sich für das Unternehmen interessieren. Der Ausdruck "Parforcehaus" findet zunächst keinen Anklang, das Gasthaus führt auch die Namen "Neuer Gasthof", "In der
kleinen Aue", "Bei Zörnitz", "An der Niederlage" oder "Am dänischen Lager".
1803 nennt man Andreas Lutter "Gastwirt am dänischen Lager". Allgemein gebräuchlich wird der Begriff "Parforcehaus" erst im 19. Jh., der Gasthof bleibt bis in das
21. Jh. in Betrieb.
25. September 1850 Christiane Stamm aus Brehna lässt am Parforcehaus Nachmittags um 4 Uhr den zweiten Luftballon steigen, welcher den ersten an Schönheit
übertrifft.
11. April 1851 Gastwirt Louis Schaum übernimmt von Kaufmann Friedrich Laute den „Gasthof zum Schwarzen Adler“; das Parforcehaus übernimmt nun Pächter J. C.
Boas.
3. November 1863 Am 31. v.
M. ward von den
bei Verbreiterung des Weges von der Parforcehausfabrik
bis zur Schmidtschen Ziegelei beschäftigten Arbeitern dicht am
Rübenhause der Zuckerfabrik ein gewölbter Gang entdeckt,
welcher sich in die Richtung nach Ilberstedt hinzieht. Man erblickt hierin Ueberreste von Baulichkeiten eines früher an dieser Stätte befindlich gewesenen Dorfes.
19. Juli 1864 Die Chaussirung des Krumbholzes, woran gegenwärtig gearbeitet wird, dürfte voraussichtlich im Herbste,
also nach Verlauf einiger Monate, beendet sein. Zu vollenden ist übrigens nur noch die Strecke von der Weinbergsspitze in der Nähe des Parforcehauses bis zum Keltergebäude.
1. Juli 1865 In dieser Woche wird der nach dem Parforcehause führende Promenadenweg im Baue vollendet und
dem Publicum der Besuch des beliebten Vergnügungsortes
für sie Folge wieder wesentlich erleichtert werden.
12. November 1865 Beim Bau der
Straße vom Krumbholzthore nach dem Parforcehause im
vorigen Jahre hatte die herzogl. Bau-Verwaltung dicht neben der
Chaussee auf mehrere Wiesengrundstücke Baumaterial gelagert, wodurch die Ernte für vergangenes und auch für dieses Jahr auf dem beschütteten Terrain verloren gegangen ist.
9. März 1870 Man denke sich einen Kranz von hübschen Gärten, Etablissements vom Parforcehause bis an den israelitischen
Friedhof, von der Horngasse bis an das Ende des Abhanges weit
hinter dem Felsenkeller. Unten schöne Sommer-Villen, dann terrassirte Gärten, in denen
Pfirsiche und Aprikosen, edles Obst, Nüsse, Wein, Spargel und Melonen bei richtiger Pflege gut gedeihen; hoch oben ein Gartenhäuschen als
Lug-in's-Land. Ist Naumburg größer als Bernburg? Warum soll das bei uns nicht im Kleinen sich ermöglichen lassen, was dort im Großen möglich ist? Warum sollte das eine kahle Ufer der Röße sich
nicht mit Ziersträuchern bepflanzen lassen? Warum sollten daselbst nicht etliche leer Schwäne billig sich unterhalten lassen. Das könnte es wol kosten,
wenn im St. Annenwerder, im Pfaffenbusche und Krumbholze an den
Promenadenwegen entlang und namentlich an den Eingängen Zierbäume
und Ziersträucher angepflanzt würden? Nachdem die Klippe, genannt
Schloßberg, mit schön blühendem Gesträuch bepflanzt ist,
würde sich nicht am Abhange des Gottesackers etwas
Aehnliches schaffen lassen? Nachdem die Ueberfahrt am v.
Pfau'schen Thurme eine stehende Einrichtung geworden, und dieselbe namentlich des Sommers von den Bewohnern
des neuen Stadttheiles vielfach in Anspruch genommen
wird, kann sich der Magistrat wol nicht gut dem entziehen, daß ein mehrere Fuß breiter Sandweg durch den kleinen
Liban hergestellt werde. Bei solchem allgemeinen Bemühen
würde auch von der
Besitzerin des großen schönen Gartens an der Saale, von der Frau v, Pfau, die Erlaubniß für das Publicum,
im Garten zu promeniren, gewiß leicht zu erlangen sein.
10. November 1870 Zur Beförderung der Anbauung der bei
Bernburg in so prächtiger Lage befindlichen Höhen mit ansprechenden Landhäusern, soll zunächst der an der kleinen Aue zwischen der Krumbholzchaussee und der von Waldau nach dem
Parforcehause führenden Straße, belegene herrschaftliche Weinberg in Parcellen von 2 - 2 1/2 Morgen für den erwähnten Zweck veräußert werden.
1871 In hiesiger Feldmark, in der Gegend das Parforcehausee bei Aderstedt etc. sind seit einigen Tagen Ingenieure
und Feldmesser mit Arbeitspersonal erschienen, um für
die auch einen Theil des anhaltischen Gebietes durchschneidende, neu projectirte Bahn
Berlin-Frankfurt mit der Nivellierungsarbeit vorzugehen.
6. Juli 1871 Das Betreten des
zwischen der Chaussee nach dem Parforcehause und dem
Herzoglichen Weinberge belegenen von Siegsfeld'schen Busches wird hiermit bei einer -Strafe von 15Sgr. bis 1 Thlr: verboten.
16. April 1872 Vom hiesigen Männer-Turnvereine ist bei dem
Handwerkervereine der Antrag gestellt wurden, beide Vereine zu vereinen. Der Herrschaftliche Lagerplatz am Parforcehaus wird auf die Zeit vom 1.
April bis 1878 für
den jährlichen Preis von 350 Thlr. an
Einwohner des Dorfes Aderstedt verpachtet.
6. Juni 1872 Der Verschönerungs-Vereins-Vorst and hat seit Pfingsten viel gewirkt. Die neuen geschmackvollen Bänke
sind an den passendsten Stellen placirt. Auch
der neue Weg vom
israelitischen Friedhofs nach dem Parforcehause verspricht eine der schönsten Parthien Bernburgs zu werden, da er 5 bis 6 verschiedene schöne
Fernsichten bietet. Zum Herbste steht aber noch eine Hauptausgabe bevor: der Ankauf und die Pflanzung von Zierbäumen und blühendem Gesträuche.
10. Januar 1874 Wahlbezirke für die Wahl eines Abgeordneten zum Reichstage. I. Dieser Wahlbezirk umfaßt den östlichen Theil der Bergstadt: Saalplatz, Freiheit, Kugelweg, Wilhelmstraße, die Einsiedelgassen, Lange Straße, Cöthensche Straße, Carl-,
Linden-, August-, Hallesche-, Neue-, Stein- und Roschwitzer Straße,
Carlsplatz, Kirchweg Nr. 1, 2, 3, 10, 11, Hallesche Chaussee, am
Zepziger Wege, Vorwerk Gnetsch, Peißensche Chaussee und Wärterhaus,
alte und neue Eisenbahn, Café Anhalt, endlich die Fabriken von Teichmüller, Keßler & Sohn, Siedersleben & Co., Becker & Co., Rolle & Weise und G. Gottschalk. II. Dieser
Wahlbezirk umfaßt den westlichen Theil der Bergstadt und zwar: Alle übrigen auf dem rechten Saalufer belegenen, zur Stadt Bernburg gehörigen Häuser und
auswärtigen Etablissements. III. Dieser Wahlbezirk umfaßt die
Altstadt und sämmtliche auf dem linken Saalufer liegende, zur
Stadt Bernburg gehörigen auswärtigen Etablissements, incl. des Parforcehauses, nur mit Ausschluß der Fricke'schen
Restauration. IV. Dieser Wahlbezirk umfaßt die Neustadt. V. Dieser Wahlbezirk umfaßt die Vorstadt Waldau.
25. April 1874 Nördlich von unserer Stadt erhebt sich der unter den Namen "Weinberg" bekannte Höhenrücken, welcher östlich Nahe der Saale beginnend, sich bis an
der Parforcehaus hinzieht und überall eine herrliche Aussicht auf Bernburg und das Saalethal gewährt. Der westliche, nach dem Parforcehaus zu auslaufende Theil wurde vor einigen Jahren schon zum
Bau von Villen von Herzogl. Regierung zum Verkauf gestellt,
aber kein Liebhaber fand sich hierzu. Jetzt
erfahren wird, daß von einem Anhaltiner und einem
Berliner vor einigen Tagen zwei Plätze erstanden
sind, auf denen noch in diesem Sommer Villen uns Parks resp. Gartenanlangen entstehen werden. Der Morgen Land soll mit 450 Thlr. bezahlt worden sein. Ganz andere Preise
werden für Bauplätze im Oster der Stadt bezahlt. An der Cöthenschen Chaussee
kostet der Morgen 1500 Thrl. an der
Auguststraße 1200 Thlr. An der ersteren Straße sine neuerdings zwei Pläne verkauft (einer davon 6 Morgen groß) und wird auf denselben demnächst mit dem
Bau von Wohnhäusern begonnen werden. So wächst unsere Stadt alljährlich nicht unbeträchtlich; nach angestellten Berechnungen werden in
diesem Jahre allein gegen 30 neune Häuser gebaute werden. In der That sehr erfreulich.
8. September 1876 Wegen Pflasterung einem Theiles der Straße zwischen dem Parforcehause und Bernburg wird diese Straßenstrecke für die Fahrpassage bis auf Weiteres
hierdurch gesperrt und dieselbe über Waldau gewiesen.
18. Februar 1877 Von einem Bewohner Adersedts war eine
Wette eingegangen, von der Krumbholzstraße aus bis zum
Parforcehaus die Strecke hin und zurück mittels
eines Velecipodes in 20 Minuten zurückzulegen, durch die im Krumbholz noch bestehende Flut mitten hindurch. Der Wettende hatte jedoch verloren, da er unterwegs vielleicht in eins der
Löcher geriet und mit seinem zweirädrigen Fahrzeuge Schiffbruch erlitt, so dass er stark durchnässt den Rückweg antreten musste.
1. Januar 1879
Wilhelm Ohlhoff übernimmt das Parforcehaus, Fritz Welz übernimmt Hotel Saupe.
29. Juni 1880 Bernburg-Cönnern und Bernburg-Calbe, zunächst für Vergnügungstouren, denen sich auch regelmäßiger Personenund Güter- ev. Gepäckverkehr
anschließen sollte. Auch Kahnschleppdienst könne durchgeführt werden. Zusammen mit den
Bernburger Unternehmern und Kaufleuten Rienecker, Söhns und Plötz
hatte Huss den Schraubendampfer MERKUR angemietet. Am 8.
August kündigte der "Dampfschifffahrtsverein Bernburg" die Aufnahme der Fahrten für diesen Tag an. die Merkur fuhr im halbstündigen Pendelverkehr zum Parforcehaus. Da aber der erhoffte Erfolg
ausblieb, kam ein Ankauf der Merkur nicht
zustande. Erst ab 1894 lässt sich regelmäßiger Fahrgastverkehr nachweisen.
1897 Eine besondere Belustigung hat der Wirt des Parforcehauses für die bei ihm verkehrende Jugend bis zu
16 resp. 18 Jahren
dadurch geschaffen, daß er auf dem an seinem Gartenlokal anstoßenden Feldgrundstück für die Sommersaison einen kleinen „Hippodrom“ eingerichtet hat.
1905 Das hiesige Restaurant zum Parforcehaus am Einfluß der Wipper in die Saale feiert auch jetzt sein Jubiläum, es wurde im Jahre 1725, also vor 180 Jahren als
Jägerhaus vom Fürsten Victor Friedrich (regierte von 1721-1765) erbaut und am 1. November desselben Jahres gelegentlich einer großen Jagd eingeweiht.
1920 Ein größeres Schadenfeuer legte vergangene Nacht die Scheune, Stallungen und Nebengebäude des Gartenlokals
„Hubertusgarten“ (Parforcehaus“ in Asche. Das Feuer wurde
gegen ½ 1 Uhr von
vorübergehenden Leuten bemerkt und der Besitzer des Grundstückes von ihnen geweckt. Viel war jedoch nicht mehr zu retten, die Scheune und Stallungen brannten mit den Heu- und Strohvorräten völlig
nieder.
1993/94 wird das
Parforcehaus vollständig saniert und restauriert und durch
einen Hotelneubau (Vier-Sterne-Hotel) mit 105 Zimmern (164 Betten), sieben Suiten und Tagungsräumen für kleine Gruppen und für Konferenzen bis 135
Personen erweitert.
17. September 1993 Gleich zweimal wird auf Baubeginn angestoßen: Am Vormittag Grundsteinlegung auf der Baustelle des
Neubaus in der Friedensallee 3 (Volksbank) und
zum anderen in der
Aderstedter Straße Grundsteinlegung des neuen Parkhotels Parforce-Haus.
18. September 1993 „Vom Jagdhaus zum Hotel mit 113 Zimmern an B 185
Der künftige Chef-Koch des im Parforce-Haus neu entstehenden Restaurants gab
gestern eine Kostprobe seines Könnens. Nach der feierlichen Grundsteinlegung konnten die Gäste sich mit Linsensuppe aus der Gulaschkanone stärken. Das 1723 erbaute
Haus wird in den unteren Räumen bald ein Restaurant beherbergen, in der oberen Etage sind fünf Räume für Konferenzen und andere größere Veranstaltungen geplant. Ein Hotel mit 113 Zimmern soll auf
dem Gelände des Parforce-Hauses entstehen, gab Gert-Roland Müller, einer der Geschäftsführer der D&M-Hotelgewerkschaft, die das Hotel betreiben will, Auskunft. Entstanden war das Haus vor
über 200 Jahren auf einem Kohlenplatz, erklärte Müller. „Es wurde als fürstliches Jagdhaus errichtet. Hier in der Gegend wurde ja früher viel gejagt.“ Aus dieser Zeit stammen auch noch der Name
des Hauses. Parforce-Jagd bedeutet Hetzjagd. „Der Name des barocken Gebäudes hielt sich im Volksmund so lange, also behalten wir ihn auch bei“, erklärte Thomas Dunkel, der zweite
Geschäftsführer.
Vor der Wende hatte sich das Haus in Rechtsträgerschaft der Hochschule Köthen befunden und wurde von der Zivilverteidigung genutzt, bis es in den Besitz des Landes
Sachsen-Anhalt überging. Von dort erfolgte dann auch eine erste Ausschreibung, nach der die D&M-Hotelgesellschaft auch den Zuschlag bekam. Doch dann verzögerte sich der Baubeginn erheblich,
denn die Stadt Bernburg hatte einen Rückführungsanspruch auf das Haus gestellt, der zu ihren Gunsten entschieden worden war. Die Stadt schrieb erneut aus. Dunkel und Müller machten wieder das
beste Angebot und bekamen das Parforce-Haus mit
angrenzendem Gelände endgültig. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude müsse saniert werden,
so Müller. Das gehe
so weit, daß eine
neue Trägerkonstruktion eingezogen werde. Auch ein neues Dach und neue Fenster brauche das betagte Gebäude. Am 20. Dezember sollen diese Arbeiten
abgeschlossen sein. Der größte Teil des Hotelgebäudes wird allerdings
der neu erbaute Trakt hinter dem alten
Baukörper sein. Mit einem Zwischenbau aus Glas schließt er sich direkt an das Parforce-Haus an.
In dem neuen Gebäude werden die Besucher neben den Zimmern Sauna und Massageräume finden. Auch ein Swimmingpool ist auf dem Gelände geplant. Ebenfalls für die
sommerlichen Temperaturen ist ein Biergarten konzipiert. Spätestens Anfang Juli sollen die ersten Gäste in dem Hotel übernachten können. Bei dem Tempo, das die Baufirma im Moment vorlegt, könne
das vielleicht schon eher der Fall sein, so Müller.“
23. Dezember 1993 „Richtfest für Parkhotel / Einweihung am 1. Juni 1994? / Köhnlechner will Praxis eröffnen
Nach nur viermonatiger Bauzeit wurde gestern beim Parkhotel „Parforce-Haus“ in Bernburg Richtfest gefeiert. Trotz
der dreiwöchigen Frostperiode liegt der Neubau des Bettenhauses noch genau im vorgesehenen Zeitplan. Die
Bauherren hoffen, den Hotelkomplex am 1. Juni einweihen zu können. „Wir lassen das 1723 als fürstliches
Jagdhaus errichtete Gebäude wieder in einem möglichst originalgetreuen Zustand herstellen“, erklärt
Bauherr Gert-Roland Müller. Zukünftig sollen im Erdgeschoß des ehemaligen fürstlichen Jagdhauses die gesamte Restauration für das Hotel und eine
Bierstube untergebracht werden. Im Obergeschoß werden vier
Konferenzzimmer und ein Gesellschaftsraum für 60-Personen untergebracht. „Im Hotel wird eine Firma ihren
Sitz haben, die Seminare zur Unternehmensführung anbietet und deshalb auf geeignete Räumlichkeiten angewiesen ist“, informierte Müller. Neben
Seminar-Teilnehmern sollen vor allem Geschäftsleute nach dem Willen der Bauherren in den 110-Zimmer-Hotel übernachten.
„Das zweite große Standbein sollen Kurgäste sein“, berichtete Müller. „In unserem Hotel wird der bekannte Naturheilkundler Manfred Köhnlechner eine Praxis
eröffnen.“ Müller räumt aber ein, daß Köhnlechner nur in den ersten Wochen regelmäßig in der Praxis selber behandeln wird. Danach soll nach
Müllers Informationen ein junger Bernburger Mediziner, nachdem
er von Köhnlechner in München noch mehrere Monate
speziell in Naturheilkunde ausgebildet wurde, die Leitung der Praxis
übernehmen. Geplant sind in Bernburg Frischzellenkuren, Frauenheilkunde, Krebsnachsorgebetreuung und Kuren gegen Herz-Kreislaufbeschwerden. „Von dreitägigen Kurzkuren
bis zu vierwöchigen Aufenthalten wird das Parkhotel alles
im Angebot haben“, sagt der Bauherr. Zugkraft
verspricht sich Müller in diesem Zusammenhang auch von dem Namen „Köhnlechner“.
26. April 1994 Die Naturheilkunde erfreut sich im westlichen
Teil Deutschlands schon lange großer Beliebtheit. In der ehemaligen DDR war sie als Scharlatanerie schrien, Heilerfolge wurden meist nicht anerkannt.
Seit der Wende nehmen Ost-Patienten, die in
Naturheilmethoden die einzige Alternative gegen Beschwerden sehen, oft lange Anfahrtswege in Kauf, um sich entsprechend behandeln zu lassen. Doch
das ist bald nicht
mehr notwendig. Am 1. Juni eröffnet der
Münchner Prof. Dr. Manfred Köhnlechner in Bernburg ein
Naturheilkunde-Zentrum. Die Praxis soll in dem noch im Bau befindlichen Hotel „Parforce-Haus“ an der Aderstedter Straße in Bernburg untergebracht werden. Stationär zu behandelnde Patienten
können sich im Hotel einmieten. Sanatoriumsatmosphäre ohne das
„sterile Weiß“ wird angestrebt. Spaziergänge im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet der Saaleaue bieten zusätzlich Entspannung.
28. Mai 1994 Am 2. Anhalt-Tag in Bernburg nehmen 2 000 Besucher teil. Nach 8-monatiger Bauzeit wird das Parkhotel "Parforce-Haus" eröffnet.
Seit 2001 läuft das Parkhotel "Parforcehaus" unter
Johannes Gather, eigentlich Doktor der Zahnmedizin, der es aus der Insolvenz holte.
2004 Tag der offenen Tür: Exklusiver Blick in noble Zimmer im Parkhotel; Eigentümer will Haus samt Gastronomie den Bernburgern näher bringen
Dr. Johennes Gather
01. Dezember 2015 Gewerbeänderung, dass Parkhotel wird Flüchtlingsunterkunft für zunächst 200 Flüchtlinge, nach Anschluss an das öffentliche Abwassernetz und
bauliche Maßnahmen zur Sicherheit wie Brandschutz sollen bis zu 392 Flüchtlinge untergebracht werden. Mieter ist der Salzlandkreis.
Materialsammlung des Stadtarchivs Bernburg (Saale) - Parforcehaus -