
Nachdem sich der städtische Kulturausschuss im Hotel Wien umgeschaut hatte und viele Missverständnisse und Fragen zur aktuellen Situation des Projekts der Jugendkulturinitiative Bernburg e.V. geklärt werden konnten, wurden dieselben Fragen und Missverständnisse in der folgenden Sitzung des Hauptausschusses erneut aufgeworfen, wie in dem MZ-Artikel „Stadt sieht Studenten in der Pflicht“ vom 18.10.2015 berichtet wurde.
Zur Klarstellung sollen nachfolgend die wichtigsten Punkte nochmals ausgeführt werden, um so wieder die Basis für einen lösungsorientierten Dialog zu schaffen:
Die Jugendkulturinitiative Bernburg e.V. setzt sich nicht, wie zum wiederholten Male fälschlicherweise von Stadtvertretern behauptet, hauptsächlich aus Studierenden zusammen: Der Initiative ist es ein primäres und wichtiges Anliegen, durch das Hotel Wien einen Treffpunkt und eine Interaktionsmöglichkeit für alle Bewohner Bernburgs zu schaffen. Nicht nur das Publikum der Veranstaltungen im Hotel Wien ist mittlerweile in sich divers, sondern ebenso die aktiven Mitglieder des Vereins. Derzeit besteht der Vereinsvorstand aus sechs in und um Bernburg arbeitenden Menschen und aus einer Studentin.
Daher würde der Verlust des Hotel Wiens vorrangig Bürger der Stadt Bernburg treffen und nicht nur Studierende. Außerdem würde die Stadt Bernburg ein weit über die Grenzen Sachsen-Anhalts hinaus bekannt gewordenes Kulturprojekt verlieren, das nicht zuletzt konsequent einen Beitrag zur Revitalisierung der Talstadt leistet und erst kürzlich wieder von Kulturschaffenden als alternativlose Einrichtung in der Stadt gewürdigt wurde (siehe MZ vom 19.10.2015).
Die Stadt Bernburg konnte in den letzten Jahren den lokalen Vereinen Unterstützung bei der Deckung ihrer Betriebskosten zusprechen. Dass dies aufgrund der derzeitigen Haushaltssperre nicht mehr möglich ist, ist für die gesamte Vereinslandschaft der Stadt höchst bedauerlich, jedoch aus objektiven Gründen auch von der Jugendkultinitiative nie in Frage gestellt worden. Umso mehr wundert es uns, dass in Teilen der Stadt scheinbar der Eindruck entstanden ist, die Jugendkulturinitiative Bernburg wolle sich in der prekären Lage des Stadthaushaltes ein Sonderrecht erwirken und selbst in der zugespitzten aktuellen Lage gegenüber der Stadt die Hand aufhalten.

Einer solchen Einschätzung möchten wir deutlich widersprechen, das primäre Ziel des Projektes Hotel Wien war immer die finanzielle Unabhängigkeit, um eben nicht über Jahre auf das Wohlwollen von städtischen Ausschüssen angewiesen zu sein. Grundlage für den zwischen Stadt und Trägerverein vereinbarten Weg in die Unabhängigkeit war zum einen ein kostendeckender Kulturbetrieb, zum anderen eine Vermietung aller Räumlichkeiten des alten Hotels an junge Bernburger, um so die monatlich anfallenden 400 € Betriebskosten des Gebäudes durch Mieteinnahmen erwirtschaften zu können. Der kostendeckende Kulturbetrieb wird durch die Jugendkulturinitiative bereits seit mehreren Jahren realisiert. Aktuell hakt es allerdings am Ausbau der Wohnungen. Denn von den ursprünglich zwischen Stadt und Jugendkulturinitiative kalkulierten fünfzehn möglichen bewohnbaren Zimmern des Gebäudes sind aktuell lediglich drei Stück vermietbar. Der Rest des Gebäudes steht nach wie vor leer. Die drei Zimmer sind, angelehnt an den örtlichen Mietspiegel, vermietet und können unmöglich die bisher fehlenden zwölf Zimmer wirtschaftlich ersetzen. Mehr noch fehlen dem Projekt durch den Leerstand wichtige Mitarbeiter, denn die Bewohner des Hotels waren und sind immer auch als freiwillige Helfer im Projekt eingeplant. Insgesamt hat die Jugendkulturinitiative in den letzten Jahren mehrfach versucht, eine Vereinbarung zum weiteren Ausbau des Gebäudes zu erhalten und die leer stehenden Zimmer somit in Eigenarbeit für weitere Bewohner nutzbar zu machen – doch bisher leider ohne Erfolg, da weder Stadt noch der Eigentümer des Gebäudes Bereitschaft zeigt, den Ausbau des Gebäudes durch den Verein zuzulassen.
Es ist daher fast eine Farce, wenn Oberbürgermeister Henry Schütze nun genau diese Eigenverantwortung einfordert und mehr noch auf das Wächterhauskonzept verweist, das eben diese – von der Stadt ausgebremste – Eigendynamik bei der Revitalisierung von Gebäuden zur Grundlage hat. Die von uns in den letzten Jahren bei der Stadt beantragten Gelder zur Deckung der Betriebskosten dienten nicht zuletzt dazu, den wirtschaftlichen Verlust durch die anhaltende Ausbremsung der Renovierungsarbeiten durch die Stadt zu kompensieren. Im Gegensatz zur Darstellung von Herrn Schütze wurden von Seiten der Jugendkulturinitiative alle von der Stadt eingeforderten umfangreichen Eigenarbeiten durchgeführt und in erster Linie selbst finanziert. Hierzu zählen unter anderem umfangreiche Malerarbeiten im Bereich der Bar, Einrichtung von zwei Einbauküchen, sowie Anschaffung einer modernen Ton- und Lichtanlage für Konzerte.
Die Gelder, die für die Renovierung des Hotels eingesetzt wurden, konnten nur deshalb durch die Stadt beantragt und eingeworben werden, weil die Jugendkulturinitiative im Gebäude engagiert gewesen ist. Das Ergebnis der Sanierungsarbeiten ist ein komplett durchsaniertes Veranstaltungsgeschoss mit einer ausgebauten Einzelwohnung sowie eine frisch gestrichene Fassade. Damit steht die untere Etage theoretisch für eine kommerzielle Nachnutzung zur Verfügung. Demgegenüber steht ein immer noch leer stehendes Hotelgebäude, in welchem dem Trägerverein jegliche Eigeninitiative zur Nutzbarmachung und die Nutzung selbst bis auf weiteres untersagt bleibt.
Um trotzdem die wirtschaftlichen Einbußen durch die fehlenden Mieteinnahmen kompensieren zu können, versucht die Jugendkulturinitiative vor allem durch Veranstaltungen Gelder zu akquirieren. Aufgrund der aktuellen Nutzungsvereinbarung ist dies jedoch sowohl in Bezug auf die Anzahl als auch auf die Art der Veranstaltungen nur in begrenztem Umfang möglich.
Zusammenfassend ist der Fortbestand des Hotel Wiens weiterhin nur auf der Basis eines fairen Dialoges zwischen Stadt und dem Trägerverein zu realisieren. Weder einseitige Schuldzuweisungen
bringen uns weiter, noch wird das Abwälzen von Verantwortlichkeiten zu konstruktiven Ergebnissen führen. Insgesamt sieht die Jugendkulturinitiative Bernburg e.V. derzeit drei Lösungsszenarien, um
die Zukunft des Projekts „Hotel Wien“ zu sichern:
a) Die Stadt und Jugendkulturinitiative e.V. einigen sich gemeinsam auf einen begleiteten Ausbau der derzeit leerstehenden Zimmer, bei dem die Vereinsmitglieder in enger fachlicher Kooperation
mit den Behörden den Ausbau des leerstehenden Gebäudes überwiegend selbst vornehmen.
b) Die Stadt und Jugendkulturinitiative e.V. finden gemeinsam einen Weg eine angemessene Anzahl an Veranstaltungen zu genehmigen, die einen wirtschaftlichen Betrieb des Projektes längerfristig
sicherstellen können.
c) Nach Aufheben der Haushaltssperre werden zwischen Stadt und Jugendkulturinitiative weitere Möglichkeiten zur Übernahme der Betriebskosten eruiert, da nur so die durch die derzeit erheblich abweichenden baulichen Rahmenbedingungen im Gebäude entstehenden Mietverluste für das Projekt kompensiert werden können.
Desweiteren nimmt die Jugendkulturinitiative e.V. gerne Spenden von Privatpersonen entgegen. Wir freuen uns auch immer über neue Mitglieder, die das Projekt und den Verein unterstützen wollen. Das wöchentliche Vereinstreffen, zu dem alle Interessenten herzlich eingeladen sind, findet immer montags um 20 Uhr im Hotel Wien statt
SPENDENKONTO
Salzlandsparkasse
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