
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt, und Landtagspräsident Detlef Gürth
(CDU) erinnerten heute in der Gedenkstätte der Opfer der NS-„Euthanasie" in Bernburg. „Wir stehen gemeinsam in der Pflicht, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus
aufrechtzuerhalten. Aufklärung beginnt in der Familie, in der Schule, an den Universitäten, im beruflichen und im privaten Umfeld.“ Das betonte Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff heute bei der
Gedenkstunde des Landes zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in der Bernburger Gedenkstätte für die Opfer der NS-„Euthanasie“. Erinnerungspolitisch gebe es einen Umbruch,
unterstrich Haseloff. Die Überlebenden, die aus eigener Erfahrung berichten könnten, würden immer weniger. Umso wichtiger sei der jährliche Gedenktag am 27. Januar.
Gewalt sei in der NS-Diktatur allgegenwärtig gewesen. Auch in Bernburg. „Hier an diesem Ort wurden kranke und behinderte Menschen systematisch ermordet. Rund 200.000 Menschen fielen der so genannten Euthanasie zum Opfer.“ Dennoch seien diese Massenverbrechen im öffentlichen Bewusstsein kaum verankert. Auch vor diesem Hintergrund sei Bernburg als Ort der diesjährigen Gedenkstunde des Landes gewählt worden, hob der Ministerpräsident hervor.
Anlässlich der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz vor 70 Jahren fand die zentrale Gedenkfeier der Landesregierung Sachsen-Anhalt in der Gedenkstätte der Opfer der NS-„Euthanasie“ Bernburg. Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), der Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt, und Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU) sprachen vor den Anwesenden.
Auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wurde 1996 der 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des
Nationalsozialismus erklärt. Am 27. Januar 1945 befreiten Truppen der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Hier wurden zwischen 1940 und dem Tag der Befreiung mehr als eine Millionen
Menschen ermordet.
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Filmausschnitt "Rauch über Bernburg" Dieses Videos dient nur dem historischem Hintergrund, wir distanzieren uns von den politischen Ansichten dieser Zeit
(Filmrechte: AJZ EV Dessau)
Rauch über Bernburg [Ausschnitt] (dieses Videos dient nur dem historischem Hintergrund, wir distanzieren uns von den politischen Ansichten dieser Zeit) Rechte liegen bei AJZ EV Dessau.
Der komplette Film (DVD) kann zum Preis von 10 € ( 3,00 € Versand/Verpackung) über das Alternative Jugendzentrum Dessau bezogen werden. Bestellungen bitte an:
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Jana Müller
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In Bernburg befand sich in der Zeit des Nationalsozialismus eine der sechs "Euthanasie"-Anstalten, in denen
kranke und behinderte Menschen sowie Häftlinge aus Konzentrationslagern getötet wurden. „Vor deiner Haustür“ Orte des nationalsozialistischen Verbrechen im heutigen Sachsen-Anhalt, dass ist das
Thema der Flimmerstunde am 25. März im Kino Capitol Bernburg. Ein Teil dieser Dokumentation trägt den Namen: „Rauch über Bernburg“ und widmet sich der „Euthanasie Tötungsanstalt“, in deren
Gaskammer von 1940 bis 1943 über 14.000 Menschen ermordet wurden. Im November 2006 wurde ein Förderverein gegründet, um die Aktivitäten der Gedenkstätte für die Opfer der NS-"Euthanasie" nach besten
Kräften zu unterstützen. Den Kernbereich der Gedenkstätte für die Opfer dieser Mordaktionen bildet die noch erhaltene Gaskammer im Keller.
Auf dem Gelände der ehemaligen Landes-Heil- und Pflegeanstalt befindet sich heute das Fachklinikum für Psychiatrie. Im Keller des nach dem Psychiater Wilhelm Griesinger (1817-1868) benannten Gebäudes wurde 1952 vom Verband der Verfolgten des Nationalsozialismus noch eine Urne in der ehemaligen Gaskammer aufgestellt. Danach schwanden die Opfer der NS-„Euthanasie“ weitestgehend aus dem öffentlichen Gedächtnis. Neben Führungen nach Anmeldung finden in der Gedenkstätte auch Seminare zu speziellen Themen, Lesungen und andere Veranstaltungen statt.
In einer Garage konnten bis zu drei Fahrzeuge vollständig einfahren. Über eine geschlossene Rampe wurden die Menschen in das Erdgeschoss des Gebäudes gebracht und dort registriert, fotografiert und einem Arzt zur Festlegung der (falschen) Todesursache vorgestellt. Danach sammelte sich die Gruppe in zwei nebeneinander liegenden Räumen. Anschließend führten Angehörige des Pflegepersonals die Opfer in den Keller.
Von hieraus führten die Türen in die Gaskammer, hinter der Tür verbarg sich ein Sichtfenster, das u.a. für Schauvorführungen sowie für Film- und Fotoaufnahmen diente. 60 bis 75 Menschen wurden hier eingeschlossen und mittels CO-Gas erstickt. Nach etwas einer Stunde wurde die Gaskammer entlüftet. Die Leichenbrenner spülten Erbrochenes und Exkremente von den Toten, zogen die Leichen aus der Gaskammer und transportierten sie auf der mit Terrazzoplatten ausgekleideten Strecke in den Leichenraum.
Die Leichen wurden im Keller des Gebäudes in speziell dafür konstruierten Öfen verbrannt. Das Krematorium wird heute von Angehörige und Besucher/innen genutzt um der Toten zu gedenken. Die Gedenkstätte Bernburg
Die Gedenkstätte wird seit der Neueröffnung im September 1989 von Besucher/innen aus dem In- und Ausland aufgesucht, deren pädagogische Betreuung den Schwerpunkt der Gedenkstättenarbeit bildet. Die Gedenkstätte wird überwiegend von Gruppen besucht. Angesprochen sind dabei nicht nur die allgemein bildenden Schulen (Fächer Geschichte, Sozialkunde, Religion, Ethik, Philosophie), sondern auch Kranken- und Altenpflegeschulen sowie weitere Bildungseinrichtungen.
Die Arbeit der Gedenkstätte ist geprägt von einem aktiven Gedenken, das durch die Vermittlung von Sachinformationen den Besucher/innen helfen soll, Wege zu eigenen Erkenntnissen zu finden. Inhaltlich erfolgt keine zeitliche Begrenzung auf den Nationalsozialismus. Im Mittelpunkt stehen stattdessen Kontinuitätslinien in der Ausgrenzung sozialer Randgruppen von 1900 bis zur Gegenwart und das ihnen zugrunde liegende Gedankengut sowie die Auseinandersetzung damit, wie Menschen unter bestimmten Bedingungen zu Tätern werden. Die künftige Arbeit soll den Charakter eines Ortes der Begegnung, der Besinnung und des Gespräches miteinander weiter verstärken.