
Das 75-jährige Opfer erschien am Montagnachmittag bei der Polizei, um eine Strafanzeige zu erstatten. Er sprach von einem Gewinnspiel und dass er den Geldbetrag bis heute leider nicht erhalten hat. Während der Anzeigenaufnahme wurde schnell klar, dass der Rentner Opfer von Betrügern wurde. Was war passiert? Bei ihm hatte sich Anfang April eine Frau gemeldet, welche angeblich bei der Gewinnspielzentrale in Düsseldorf arbeitet. Sie erklärte dem Mann, dass er bei einem Gewinnspiel einen Preis in Höhe von 36.000.- Euro gewonnen hat. Wer würde sich da jetzt nicht freuen! Anschließend erklärte sie, dass er nur noch die Bearbeitungsgebühren für die Gewinnausschüttung zahlen muss und dann kann das Geld persönlich übergeben werden. Er sollte zu einer Tankstelle gehen und dort sogenannte Paysafe-Karten im Gesamtwert von 600,- Euro kaufen. Gesagt getan, der Mann begab sich also in die nächste Tankstelle und kaufte die Karten. Auf den Karten befand sich unter einem „Rubbelfeld“ der Code. Wer diesen Code besitzt kann frei über den finanziellen Gegenwert (Zahl auf der Karte) verfügen. Am selben Nachmittag meldet sich wieder die „nette“ Dame von der Gewinnspielzentrale und fragte die Codenummer der Karten ab. Und so waren die ersten 600.- Euro verloren, denn über den finanziellen Gegenwert, einer Paysafe-Karte verfügt derjenige, der im Besitz der Codes ist! Meist wird damit direkt im Internet eingekauft.
Am nächsten Tag meldete sich die Frau wieder bei dem Rentner und erklärte, dass jetzt nur noch die Gebühren an den Anwalt in der Türkei bezahlt werden müssen, da von dort die Überweisung des Gewinnbetrages erfolgt. Der gutgläubige Mann überwies insgesamt 1630.-€ auf eine Zahlstelle der Western Union Bank in der Türkei. Das Geld wird in der Regel direkt nach Eingang dort abgehoben und ist verschwunden!
Dann geschah über das Wochenende erst einmal nichts. 4 Tage nach der Überweisung meldet sich dann die Frau von der Gewinnspielzentrale und forderte noch einmal 300.- Euro in Form von Codes der Paysafe-Karten für die Zustellung. Der Mann begab sich wieder zur Tankstelle, kaufte die Karten und gab kurz darauf die Codes telefonisch an die nette Frau weiter. Die versprach ihm daraufhin, dass das Bargeld am Freitag, mit einem Fahrzeug überbracht wird. Am Freitag kam allerdings niemand mit dem versprochenen Gewinn. Und als am Samstag, Sonntag und Montag darauf auch niemand erschien, begab sich der betrogene Rentner zur Polizei.
Die nahm natürlich eine Anzeige wegen Betruges auf, das verlorene Geld, in Höhe von mittlerweile 2530.- Euro bekam der Mann bisher nicht zurück.
So bitter diese Geschichte auch klingen mag, mancher Leser wird sich fragen, wie kann man denn so viel Geld an Betrüger bezahlen? Das hätte der Mann doch merken müssen? So was macht doch keiner! Und ähnliche Fragen. Fakt ist eins, diese Betrugsmasche ist der Polizei nicht unbekannt, im Gegenteil, es fallen sogar ziemlich viele, überwiegend ältere Menschen auf diese Betrüger rein. Offenbar gehen danach auch nicht alle zur Polizei, weil sie sich schämen auf die Betrüger hereingefallen zu sein. Die Täter nutzen gezielt die Sehnsüchte der meist älteren Menschen aus und versprechen ihnen das Blaue vom Himmel. Zurück bleiben allerdings nur eine große Enttäuschung und der finanzielle Schaden.
Daher mein Hinweis, als Präventionsverantwortlicher des Polizeireviers Salzlandkreis, gerade ältere Menschen sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie mit ihrem Glauben an das Gute und die Ehrlichkeit der Anderen, immer öfter zu den Opfern dieser Betrüger gehören. Daher ist es ratsam, gerade bei Gewinnspielen immer ein gesundes Misstrauen zu haben. Ihre Angaben haben die Täter meist aus irgendwelchen Teilnahmekarten von anderen Gewinnspielen. Die dort erhobenen persönlichen Daten werden im Internet weitergegeben oder verkauft. Fragen sie Freunde oder Verwandte, erbitten sie sich Bedenkzeit und informieren sich bei der Verbraucherschutzzentrale. Eine Gewinnausschüttung wird erfahrungsgemäß niemals telefonisch vereinbart!